Als ich das erste Mal mit dem Zug nach Völklingen kam, rief der Schaffner mit freundlicher Stimme:
Völklingen hier Völklingen !
Nika BAKHIA
Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken
Visionen auf der Grundlage der städtebaulichen und landschaftlichen Gegebenheiten
zu entwickeln, unter Berücksichtigung der planerischen Notwendigkeiten, zur
Förderung der Kommunikation, das scheint mir die Voraussetzung für jeglichen
"Brückenschlag" zwischen Stadtteilen und Ländern zu sein. In diesem Sinne
möchte ich folgendes vorstellen:
Durch eine Seilbahn soll die Verbindung zwischen dem Weltkulturerbe Alte Völklinger
Hütte, der Stadt und einem Freizeitpark auf den Hostenbacher Halden hergestellt
werden.
So können die Stadtbewohner und die Besucher der Hütte vom Bahnhof
zum Weltkulturerbe gelangen, oder die Fahrt weiter zur ausgebauten Parkanlage
auf der "Hostenbacher Kipp" fortsetzen.
Die beiden Berge "Hermann" und
"Dorothea" sollen durch diese Seilbahn unkonventionell miteinander
verbunden sein, indem die Kabinen über ein Riesenrad geführt werden,
das auf dem mittleren Berg aufgestellt wird.
Die Parkanlage soll nicht inszeniert, sondern den Gegebenheiten nach gestaltet
werden, damit nicht die Träume der anderen konsumiert werden, sondern damit
es durch die Änderung des Blickwinkels möglich wird, selber zu träumen ,
sich zu entspannen.
Früher wurde Kohle mit der Seilbahn befördert. Jetzt, statt Kohle Menschen!
Der geplanten Saarbahn-Strecke von Saarbrücken nach Völklingen, soll
ein Abschnitt Saarbrücken-Forbach-Völklingen über Petite Roselle,
Carreau Wendel, Großrosseln und Geislautern dazugefügt werden. Die
existierende alte Bahnstrecke wird wiederbelebt. An der Stelle, wo Ludweiler Str.,
Bahngleise und Autobahn ein Dreieck bilden, wird zum Auffangen der Verkehrsbewegungen
von Frankreich und Geislautern her bauliche Substanz in Form eines V eingefügt.
Und an der Stelle neben Hauptbahnhof, Parkhaus und Globus zum Auffangen der Verkehrsbewegungen
von Saarbrücken, Saarlouis und Innenstadt wird bauliche Substanz in Form
eines K errichtet. In diese Verkehrsknotenpunkte V und K sollen die Saarbahnstation,
Betriebs- und Einkaufszentren und Haltepunkte unserer Seilbahn integriert werden.
Die V- und K-Punkte sollen den funktionellen Erwartungen mit ihrer plastischen
Gestalt entsprechen. So beispielsweise, kann die Autobahnausfahrt zum V direkt
auf dessen abwärtsgeneigtes Dach geleitet werden. Im Zwischenraum des V fließt
die Rossell. Hier bietet sich der Platz für eine lokale Spielanlage an. Beim
K soll der mittlere Teil in Glas gebaut werden, damit die Lichtführung von
oben, den Seilbahnstationen, nach unten hin durch das Einkaufszentrum in die Bahnhofshalle
gewährleistet wird.
Da die Seilbahn diese Knotenpunkte V, K, die Hütte und die Kipphalden miteinander
verbindet, wird sie nicht nur zur Attraktion, sondern auch zum Stadt-Verkehrsmittel .
Während meiner Recherchen entdeckte ich, daß die Stadteile Fürstenhausen
und Fenne vom Kohlenabbau völlig zerstört und nicht mehr bewohnbar sind: Unterhöhlung und Einsturzgefahr!
Dies nahm ich zum Anlass, für die betroffenen Einwohner an der Stelle des
Wehrdener Kraftwerks entlang der Saar und auf den Höhen die Siedlungen zu
entwerfen. Die erste Siedlung auf der quadratischen Kraftwerksfläche soll
streng geometrisch geplant werden und somit in der auffallend unarchitektonisch
gebauten Stadt Völklingen festplattenartig wirken.
Die Form der zweiten Siedlung diktierte mir der Wald nahe der ausgewählten
hügeligen Gegend.
Es ist ein Eichenwald. Ich entschied mich, die Siedlung nach dem Vorbild eines
Eichenzweiges zu gestalten. Entsprechend sollten die Häuserreihen mit den
Straßen nach der Sonne ausgerichtet und in die Landschaft eingebettet werden.
"Arbor Germanica" - deutscher Baum, also nenne ich dieses "Gallierdorf",
wie unser Schlossermeister Herr Lorson beim Schau meiner Modelltafeln plötzlich
ausrief.
Seit die Alte Völklinger Hütte stillgelegt wurde und aus den Schornsteinen
kein Rauch mehr qualmt, ist sie ein überdimensionales Still-Leben geworden.
Ich stelle mir die Alte Hütte mitsamt der Gebläsehalle als Lichtorgel
vor. In der Gebläsehalle gespielte Musik wird an die in Schornsteinen montierten
Projektoren weitergeleitet. So werden die Lichtstrahlen in verschiedenen Höhen,
Farben und Stärken an den Himmel geworfen. Die Lichtübersetzung der
Musik soll zur Verlebendigung des Weltkulturerbes beitragen.
Die Strahler können auch als Nachtbeleuchtung der Hütte eingesetzt
werden.